Eröffnungsrede zur FJK-Ausstellung
„verbindungen II”
07.11.2003
T-Systems GEI GmbH
Mühlheim an der Ruhr
Prof. Dr. Erhard H.M. Lange (Bad Honnef)
Auszug
„(...) Blicken wir auf die künstlerische Biografie der ausstellenden Künstlerin, so präsentiert
sich Ulla Riedel, die u.a. auch im museumspädagosichen Bereich tätig ist, hier nur mit einer
spezifischen Ausdrucksform ihrer vielfältigen künstlerischen Möglichkeiten. Ein wesentliches
zusätzliches Interesse gilt Musik und Tanz. So fertigte sie vor einiger Zeit unter anderem eine
Serie von Zeichnungen parallel zum Hörerlebnis der Goldberg-Variationen von Johann
Sebastian Bach, die ja auch bereits Thomas Bernhard zu einem Roman („Der Untergeher”)
angeregt haben.
Aspekte des seriellen, variierenden, nicht zuletzt auch experimentellen Zugriffs bestimmen
denn auch wesentlich die hier gezeigten Arbeiten aus der Serie „Dolly”. Wir erinnern uns des
Klonschafs „Dolly”, über welches seinerzeit die Medien umfangreich berichtet haben! Und es
mag durchaus die naturwissenschaftliche Vorbildung von Ulla Riedel gewesen sein, welche
zeitweise auch deren beruflichen Weg bestimmte, weswegen der biogenetische Vorgang ihre
besondere Aufmerksamkeit fand. Insofern gewinnt hier der bei Klasté in archaische Tiefen
zurückverfolgte Zeithorizont in besonderer Weise seine gedankliche Fortführung in eine mehr
oder minder offene Zukunft. Aber eigentlich - so scheint es mir - waren die Ereignisse um
„Dolly” für die Künstlerin nur eine Art Urimpuls, um in vielfältigen Variationen - mehr als
70 derartige Papierarbeiten sind bisher entstanden - spontane Ausdrucksmomente in
unterschiedlicher Art und Technik auf die Fläche zu bannen. Die „Dolly-Serie” - sie steht
nicht nur für das künstlerische Experiment als technische Entäußerung, sondern zugleich auch
für Vielfalt und Einzigartigkeit individueller Ausdrucksmöglichkeiten und damit des
Individuums schlechthin. (...)”